AUCH ARCHITEKTONISCH IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN TRADITION & INNOVATION TEIL 2

Im Dezember des letzten Jahres sprach GIM Radar mit der Geschäftsführung über das Spannungsfeld zwischen architektonischer Tradition und innovativem Design und, damit verbunden, über die Geschichte der GIM. Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews.

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Der Heidelberger Hauptsitz der GIM.

Sie beide haben ja erwähnt, wie wichtig es Ihnen beim Auswahlprozess war, dass sich die Mitarbeiter hier wohl fühlen. Inwiefern ist dieser Aspekt in Ihrer Umbauplanung und Einrichtung der Büroräume miteingeflossen?

Kampik: In vielerlei Hinsicht. Bei dem großen Raum im Keller war uns sofort klar, dass wir daraus etwas machen müssen. Und was lag näher, als dort eine voll ausgestattete Gemeinschaftsküche einzurichten, in der die Mitarbeiter in ihrer Mittagspause oder nach Feierabend zusammen was brutzeln? Wir haben uns damals für die klassische Werkbank von Bulthaup entschieden, die auch im MoMA Museum ausgestellt wird. Sie ist zwar nur teilfunktional, aber dafür sehr ästhetisch.

Teuber: Weiterhin haben wir draußen im Hof eine große Sitzecke, die unser Herr Volov konzipiert und umgesetzt hat. Dazu haben wir die passenden Metalltische anfertigen lassen. Wie Sie an den wärmeren Tagen beobachten können, wird davon intensiv Gebrauch gemacht. Ein weiterer Treffpunkt für die Mitarbeiter ist natürlich auch der beliebte Kicker-Raum.

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Vorher-Nachher: Der GIM-Kicker haucht dem ehemals kühlen Kellerraum Geselligkeit ein. Regelmäßig finden hier die internen Interviews der Radar-Rubrik “Am Kicker mit…” statt.

Sehr beliebt, das kann man wohl sagen. Es finden hier ja regelmäßig Kicker-Tourniere und Radar-Interviews („Am Kicker mit…“) statt. Sie haben grade die Bulthaup-Küche erwähnt. Was den Besuchern hier im Haus sofort auffällt, ist die Verschmelzung von Tradition und Moderne in Form von Design und Kunst. Wie kommt es zu diesem Mix? Beziehungsweise was sagt das über die GIM aus?

Kampik: Die große Herausforderung bestand für uns darin, das Gebäude so zu individualisieren und auszurichten, dass es trotz seiner gewissen Geschichte, Tradition und Schwere zu unserem Unternehmen passt. Unser Firmenname beinhaltet ja das Wort „innovativ“ und da war es eine spezifische Aufgabe, diese Dimensionen der Innovation auch im Gebäude-Kontext sichtbar zu machen. Man hätte die Räumlichkeiten auch mit schwerem und historisch passendem Mobiliar ausstatten können, aber das haben wir bewusst nicht getan. Wir wollten, dass hier eine bestimmte Spannung zwischen Tradition und Moderne herrscht. Es sollte eine gewisse Vielfalt existieren, die ja auch die Überzeugung und Philosophie des Unternehmens widerspiegelt. Eine der zentralen Dimensionen der GIM ist ja die „Vielfalt“ – ob methodische Vielfalt, Perspektiven-Vielfalt oder eine große Vielfalt auf Mitarbeiter-Ebene. Das sollte sich auch in der Ausrichtung des Gebäudes wiederfinden.

Teuber: Wir haben bewusst moderne Büromöbel gewählt, die aber nicht wie klassische Büromöbel wirken. Wenn man sich vorstellt, welche Tische und Lampen hier im Amt wohl vorher gestanden haben mögen, so bringt die jetzige Ausstattung hier eine gewisse Leichtigkeit in die Räume wie ich finde.

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Vorher-Nachher: Die Säulen wurden durch eine statische Holzkonstruktion in der Mitte des Raums ersetzt.

Wie man deutlich sehen kann, ist der Firmensitz vom Keller bis unter das Dach mit Arbeiten des Künstlers Peter Robert Keil ausgestattet. Aber auch vor dem Haus befindet sich ein Kunstobjekt. Was für eine Bedeutung hat es für Sie „Kunst“ und „GIM“ hier im Haus miteinander zu vereinen?

Kampik: Ich würde sagen, es sind drei Aspekte mit denen man das Thema Kunst in der GIM beschreiben kann: Es geht um (1.) Ästhetik und Dekoration, (2.)  Inspiration und (3.) um den Dialog. Ich glaube mit der Auswahl des Künstlers Peter Robert Keil haben wir auf allen drei Dimensionen eine gute Auswahl getroffen. Die Kunst von ihm ist sehr expressionistisch, sehr impulsiv und emotional. Das lässt dann auch den Betrachter nicht kalt. Wenn Mitarbeiter durch das Haus gehen, wir Besucher haben oder Kunden empfangen, so ist Kunst meist ein Thema in der GIM. Es gibt natürlich auch Menschen, die keinen Zugang zu dem Künstler finden, aber man bleibt auf jeden Fall nicht unberührt von seiner Kunst.

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Peter Robert Keils expressionistische und farbenfrohe Werke schmücken das Haus der GIM von der Sohle bis zum Scheitel.

Was hat es mit dem Kunstwerk vor dem Haus auf sich?

Kampik: Ja dazu gibt es auch eine schöne Geschichte. Also ursprünglich war das ein Tisch, den zwei kreative Kunsthandwerker gemacht haben. Das Untergestell bestand aus einer gebogenen Metallplatte und darauf lag eine große schwere Glasplatte. An diesem Tisch haben wir die ersten GIM-Gruppendiskussionen durchgeführt. Ein langer Begleiter also. …

Teuber: Als ich zur GIM kam, gab es diesen Tisch schon. Bei unserem Umzug damals in die Berliner Straße konnten wir ihn nicht mehr verwenden, weil er so schwer war.

Kampik: Zum anderen war der Bau sehr funktional und wir wollten einen kleinen ästhetischen Akzent setzen. Aus der Not wurde eine Tugend: Wir waren mit dem Heidelberger Künstler und Bildhauer Walter Mink befreundet, der für uns den Tisch in ein Kunstwerk transformiert hat, in dem er Diskutanten auf Eisenplatten gezeichnet, ausgesägt und auf das Tischgestell geschweißt hat.

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Teuber: “Unsere stählerne Diskussionsrunde ist wirklich ein körperliches Stück GIM, was uns seit dem Schloß-Wolfsbrunnenweg nicht nur symbolisch begleitet.”

Um noch einmal auf das Thema Design zu kommen: Woher kommt ihre große Vorliebe für Design-Klassiker wie bspw. die Tolomeo-Lampen auf den Schreibtischen der Mitarbeiter oder die „Wassily Sessel“ von Marcel Breuer, die unsere Gäste im Foyer empfangen?

Kampik: Es geht neben der Funktionalität und dem Wohlfühl-Aspekt auch um Zeitlosigkeit. Wir haben bei der Ausstattung der Räumlichkeiten darauf Wert gelegt, dass es sich um moderne Klassiker handelt, die sich nicht irgendwelchen kurzfristigen Modetrends unterwerfen. Eines der ersten Anschaffungen waren ja die USM Haller Möbel, die ja wirklich sehr kombinationsfreudig sind. Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Möbel war damit verbunden auch das Thema der Nachhaltigkeit. Das Mobiliar soll sehr lange halten und auch unter wirtschaftlichen Aspekten eine gewisse Nachhaltigkeit aufweisen.

Haben Sie eigentlich Lieblingsstücke hier im Haus?

Kampik: Ja mein Schreibtischstuhl, der Supporto Chair, das ist ein Lieblingsstück. Dann der Red and Blue Chair von Gerrit Rietveld, ein Designerklassiker der relativ selten genutzt wird, der aber vor allem eine ästhetische Aufgabe erfüllt. Zuletzt die Le Corbusier Liege, die wurde von der GIM intern vor allem zur Datenerhebung eingesetzt. Wir haben dazu eine eigene Methode entwickelt, unsere sogenannten Couch-Gespräche. Seit den frühen Jahren der GIM haben die stundenlangen und hochintensiven Interviews zu sehr ergiebigen Resultaten geführt.

Teuber: Also die Liege würde ich auch zu meinen Lieblingsstücken zählen und meinen Schreibtisch hier. Der hat für mich auch etwas Historisches. Das erste Modell war ebenfalls aus dem Schloß-Wolfsbrunnenweg. Seither ist lediglich die Platte etwas vergrößert worden.

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Der Red and Blue Chair von Gerrit Rietveld schmückt das Büro von Herrn Kampik.

Was ist ihr persönlicher Lieblingsplatz hier im Gebäude?  

Kampik: Also ich habe ja ein Privileg, denn ich habe einen Balkon an meinem Büro. Da halte ich mich, wenn es die Zeit zulässt, gerne auf. Ansonsten fällt es mir schwer die Frage zu beantworten. Wenn ich oben durch das Spitzdach gehe, habe ich einen herrlichen Ausblick auf die Weststadt oder den Königsstuhl. Wenn ich mich im Untergeschoss bewege oder durch die Küche gehe, habe ich auch eine tolle Perspektive – also es gibt nicht den Lieblingsplatz, sondern eher Lieblingsplätze.

Teuber: Ja, grundsätzlich geht es mir ähnlich. Aber wenn ich persönlich wählen darf, dann wäre mein Lieblingsplatz mein Büro, weil ich mich da einfach heimisch und wohl fühle. Und unsere Bibliothek befindet sich auch noch direkt davor, das gefällt mir sehr gut.

Herr Teuber, Herr Kampik – ganz herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben für uns. Es war wirklich sehr spannend und ab heute geht man ganz bestimmt mit anderen Augen durch unser wunderschönes Gebäude!

GF
Wilhelm Kampik (links) gründete die GIM im Jahre 1987, seit Mitte der 90er Jahre leitet Stephan Teuber mit ihm als Managing Director unser Unternehmen gemeinsam.

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Comments (1)

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