Repair Cafés: Eine einzige Reparatur spart 24 Kilogramm CO2

13. März 2019 | Fabian Oppel
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oderne Fernseher bestehen aus wenigen Komponenten-Gruppen, die nur am Stück ausgetauscht werden können. Wenn also eine Platine kaputtgeht, müssten haufenweise noch voll funktionsfähiger Teile mit ausgetauscht und weggeworfen werden. Verschwendung in Reinform. Wobei ein Großteil der VerbraucherInnen sowieso gleich den ganzen Fernseher wegbringt, ohne ihn zu reparieren. Eine professionelle Reparatur lohnt sich finanziell häufig auch gar nicht, wenn diese beinahe so viel kostet wie ein neues Gerät.

Fernseher, Kaffeemaschine oder Drucker: Im Repair Café erhalten die kaputten Produkte lebenserhaltende Maßnahmen aller Art. Bild: Martin Waalboer / Repair Café International Foundation
Repair-Cafés

Wer keinen Hobbykeller hat, oder sich da nicht alleine stundenlang reinstellen will, bis der Fernseher wieder tut – oder schlicht nicht weiß, wie man einen Fernseher repariert –, der kann seit einiger Zeit sogenannte Repair-Cafés besuchen.

Regelmäßig treffen sich Tüftler und Leidensgenossen, um ihre  kaputten Artikel gemeinsam zu reparieren. Repair-Cafés bieten die Möglichkeit, kaputte Gegenstände unter fachkundiger, ehrenamtlicher Anweisung wieder zu reparieren. Egal ob Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug oder vieles andere mehr. Werkzeug wird vor Ort gestellt. Ihrer Homepage zufolge gibt’s in den Repair Cafés aber auch Kaffee oder Tee für die Gäste.

In Deutschland gibt es laut reparatur-initiativen.de über 700 Reparatur-Einrichtungen mit ähnlichem Prinzip. Besondere Ballungsräume sind das Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet. Weltweit sind es über 1.700, die nach dem Vorbild von Martina Postma entstanden sind. Sie hat 2009 das erste Repair Café gegründet. Die heutige Direktorin der niederländischen Stichting Repair Café unterstützt die weltweiten Gründungen.

Reparieren ist nachhaltig

Wie eine kürzlich veröffentlichte Doktorarbeit aus Großbritannien zeigt, sparen sie dabei bis zu 24 Kilogramm CO2. Pro Reparatur. Hochgerechnet auf alle bestehenden Repair-Cafés (der Autor rechnet mit 1689) verhindert die Organisation so im Jahr einen CO2-Ausstoß von 8.500 Tonnen. Laut Durchschnittswerten spart die niederländische Stiftung so den CO2-Jahres-Ausstoß von 850 Menschen ein. Immer hin. Würden mehr Menschen das Angebot nutzen, könnte die Zahl weitaus höher sein.

Die Werkbank im Hobbykeller reicht meist schon, um ein kaputtes Gerät wieder in Schuss zu bringen.

Ein ganz simpler Ansatz, um allgemein nachhaltiger zu leben: weniger verbrauchen. Im Umkehrschluss ist das gleichbedeutend mit: Produkte länger nutzen. Problem ist aber, dass von Unternehmensseite aus so günstig wie möglich produziert werden muss – oft mit negativen Auswirkungen auch auf die Lebensdauer der einzelnen Produkte. (Der Ausdruck „geplante Obsoleszenz“ fällt im Rahmen dieses Diskurses regelmäßig.) Aber Reparaturen können die Lebensdauer wieder verlängern. Und im Trend liegt es auch immer mehr – Dinge selber machen, Geld sparen und endlich mal wieder was mit den eigenen Händen erledigen.

Das Problem, so ein Schluss der Doktorarbeit, bestehe häufig nicht darin, dass Produkte endgültig hinüber seien. „Leider ist das Reparieren bei den meisten Menschen aus der Mode gekommen. Sie wissen einfach nicht mehr, wie man Dinge repariert“, bestätigt auch die Homepage der Repair Cafés diese Vermutung. Ein bisschen Zeitaufwand und Engagement ist mit der Idee natürlich verbunden. Aber vielleicht funktioniert der Fernseher ja doch noch ein paar Jahre länger.

 

Headerbild: Lorenzo Herrera/unsplash

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Comments (1)

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