Unser Berliner Kollege Edwin Zijderveld hat den „Heldenmarkt“, Deutschlands führende Verbrauchermesse für nachhaltigen Konsum, besucht. Der Heldenmarkt stellt innovative, umweltfreundliche Produkte und Ideen aus fast allen Bereichen vor. Von Food-Trends wie Paleo-Snacks und Regenwald-Bowls bis hin zu Crowdfunding-Angeboten von Versicherern und Energiedienstleistern – die Bandbreite an Anbietern ist riesig und zeigt: Nachhaltigkeit ist mittlerweile in so gut wie allen Lebensbereichen angekommen. Was Edwin erlebt hat, berichtet er Euch im Folgenden. Viel Spaß beim Lesen!
Die Plakate des Heldenmarkts fielen mir schon vor meinem Messebesuch im Berliner Stadtraum auf. Mit provokanten Sprüchen zeigen sie unsere inneren Widersprüche beim Thema Nachhaltigkeit auf. „Also, mein Lieblingswasser kommt aus Japan“, „Hamma! 5 Shirts für 3 €“, „Ich bin so öko! Die Plastikverpackungen vom Lieferservice landen direkt im Gelben Sack!“ – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Bei mir hat es funktioniert: Die Werbeaktion regte mich zum Nachdenken an und machte mich neugierig. Und so buchte ich mein Ticket zum Heldenmarkt.
„Für alle, die was merken“
Nachhaltigkeitsmessen sprechen mittlerweile ein immer größeres Publikum an. Auch der Heldenmarkt findet inzwischen in sechs deutschen Städten statt und zählt insgesamt rund 35.000 Besucher jährlich. Schon der Werbeslogan „Für alle, die was merken“ macht deutlich: Angesprochen wird eine bestimmte Zielgruppe. Sein Publikum beschreibt der Heldenmarkt als „überwiegend hochgebildete Menschen, die sich mit Zukunftsfragen beschäftigen und für die Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit darstellt.“ Auf der Messe informieren sie sich über die neusten nachhaltigen Alternativen und Produktinnovationen.
Snack dich glücklich – und grün
Unter den vielen Ständen fielen mir die Anbieter von Food- und Lifestyleprodukten besonders ins Auge. Hier wurden Trends aufgegriffen, die auch bei konventionellen Marken ein Hoch erleben: ob Gin-Manufaktur, Gourmetsaucen, handgeschöpfte Schokolade oder Paleo-Snacks, alles war handgemacht und ehrlich-authentisch. Es gab Foodtrucks mit Tofu und Mate, Bowls, die den Regenwald wieder aufforsten, Energydrinks aus Coldbrew-Kaffee und sogar Snacks aus Insekten – selbstverständlich in Bio-Qualität. Das alles natürlich schön designt, schließlich muss und will man darauf heute bei nachhaltigen Produkten nicht mehr verzichten.
Die Körnerfraktion ist noch immer da
Bei all den modern gestylten Food-Ständen, war ich etwas überrascht, zwischendrin ab und an altmodische Tische mit Dinkel- und Streuobst-Produkten zu sehen. Es gibt sie also immer noch: die Vertreter der ersten Öko-Welle mit ihren eher ideologisch- als design-orientierten Produkten. In dem hippen Ambiente wirkten sie zwar etwas anachronistisch, aber vielleicht ist es genau das, was ihren Reiz ausmacht: ein Stück Demeter-zertifizierte Heimat und heile Natur in unserer modernen und schnelllebigen Zeit.
Bambus, Arganöl & Co.: Innovative Beauty-Produkte
Neben Food-Herstellern waren vor allem Beauty- und Kosmetikmarken mit nachhaltigen Produktinnovationen vertreten. Zum einen wurden viele Produkte aus neuen und nachhaltigen Materialien präsentiert, die leichter zu recyceln sind. So zum Beispiel Zahnbürsten mit einem Schaft aus Bambus. Ein weiterer Schwerpunkt waren Kosmetikprodukte mit biologischen und natürlichen Inhaltsstoffen: Festes Deodorant ohne Aluminium, Seifen im Kaltsiedeverfahren, Arganöl einer marokkanischen Frauengruppe usw.
Grüne Newcomer: Finance und Energie
Auch Branchen, die vor einigen Jahren noch nicht als ‚grün‘ wahrgenommen wurden, waren auf der Messe präsent – so zum Beispiel Versicherungs- und Finanzdienstleister. Hier wurden Crowdfunding-Angebote nicht mehr nur als ideologische Finanzierungsform von Projekten, sondern auch als nachhaltige, effiziente und rentable Alternativen zu traditionellen Geldanlagen vorgestellt. Auch immer mehr Energiedienstleister drängen auf den Crowdfunding-Markt: dezentrale Stromversorgung in Bürgerhand scheint stark im Kommen zu sein.
Do-It-Yourself: Reparieren statt Wegwerfen
Neben vielen spannenden Ständen war der Heldenmarkt auch ein Ort des Mitmachens. So gab es beispielsweise zahlreiche DIY-Workshops, bei denen man lernen konnte, Dinge selbst herzustellen. In dem Repair-Café stand das Reparieren im Mittelpunkt. Hier konnten Besucher kaputte Dinge mitbringen und mit Hilfe erfahrener Bastler ihre Geräte reparieren. Mit der richtigen Anleitung lassen sich sogar Kaffeemaschinen runderneuern oder Handys wieder herrichten. Das Unternehmen Fairphone hat dies sogar zum Kern seines Geschäftsmodells gemacht: jedes ihrer Smartphones lässt sich auseinanderschrauben und einzelne Gerätemodule können einfach ersetzt oder aktualisiert werden.
Authenticity is King
Was auffällt und diese Messe von anderen Lifestyle-Messen unterscheidet: hier wird kaum Greenwashing betrieben. Jeder Anbieter zeigt, wo seine Zutaten herkommen. Die gesamte Lieferkette wird offengelegt. Das erstreckt sich auch über die Produktebene hinaus: Der Messebetreiber selbst teilt offen mit, bei welcher (grünen) Bank er sein Geschäftskonto hat, woher er seinen (Öko-)Strom bezieht und, dass er ökologische Büromaterialien nutzt. Dabei wird man konsequent freundschaftlich geduzt, schließlich kennen wir uns jetzt und ziehen ja am gleichen Strang. Solch eine Transparenz ist enorm wichtig für ein überzeugendes Marketing bei dieser kritischen und gutinformierten Zielgruppe: Nur wer diesen nachhaltigen Lebensstil konsequent vorlebt, kann die Botschaft glaubwürdig und authentisch vermitteln.
Hier geht es zur Website des Heldenmarkts: https://www.heldenmarkt.de/
Wenn ihr mit Edwin über den Heldenmarkt sprechen möchtet oder Fragen habt, könnt ihr euch gerne direkt an ihn wenden: e.zijderveld@g-i-m.com
Übrigens: Vorletzte Woche haben wir im Blog über nachhaltige Produktverpackungen im Beauty-Bereich berichtet. Hier könnt Ihr den Beitrag nochmal nachlesen. Und wenn ihr Euch für das Thema Repair-Cafés interessiert, empfehlen wir Euch unseren Artikel zum Thema (hier nachlesen).
Bildnachweis Beitragsbild: Heldenmarkt | Forum Futura UG
Der Heldenmarkt ist wirklich ne super Sache!