Kassenloses Bezahlen – Retailkonzept der Zukunft?

Ende 2016 berichtete Sebastian Euch über die geplante Eröffnung des kassenlosen „Amazon Go“ Supermarkts in Seattle (hier könnt ihr den Artikel nachlesen). Fast zwei Jahre später fragen wir uns: was ist aus dem Pilotprojekt geworden? Und ist das kassenfreie Zahlen inzwischen auch in Europa angekommen?

Was wurde aus Amazon Go?

Die Eröffnung von Amazon Go in Seattle war eigentlich für Anfang 2017 geplant. Aufgrund technischer Probleme ist der kassenfreie Supermarkt jedoch erst seit Anfang diesen Jahres für die Öffentlichkeit zugänglich. Zuvor durften nur Mitarbeiter im Amazon-Supermarkt einkaufen. Das Problem: bei mehr als 20 Kunden im Laden kam das System durcheinander; ebenso, wenn sich die Kunden zu schnell bewegten. Auch die Produktunterscheidung wurde zur Herausforderung: so müssen Produkte mit verschiedenen Geschmacksrichtungen oder Marken von der Videoerkennung unterschieden werden.

Amazon Go in Seattle (Bild: Amazon)

Wie funktioniert der kassenfreie Supermarkt?

„Just Walk Out Shopping Experience“, so nennt Amazon das neue Einkaufs-Erlebnis – wie aber funktioniert ein Supermarkt ohne Kassen? Beim Betreten des Amazon Go Supermarktes loggen sich Kunden über eine App mit ihrem Smartphone ein. Durch Überwachungskameras, Personenerkennung und Videotracking sowie Waagen in den Regalen wird das Verkaufsverhalten der Kunden überwacht. So kann genau nachvollzogen werden, welcher Kunde welches Produkt nimmt oder wieder zurücklegt. Bezahlt wird beim Verlassen automatisch über die App.

Neue Store-Konzepte in Europa

In Europa ist das Konzept von Amazon wahrscheinlich noch nicht umsetzbar: die Videoüberwachung ist aktuell nicht mit unseren Datenschutzbestimmungen kompatibel. So gibt es aber bereits Alternativen zum „Überwachungs-Supermarkt“, z.B., wenn Kunden Artikel selbst einscannen. Selbstbedienungs- bzw. „Express“-Kassen kennen wir bereits von Ikea und einigen Supermärkten. Hier können Kunden ihre Artikel an der Kasse selbst einscannen und bezahlen. Aber auch das kassenlose Bezahlen wird bereits bei uns in Pilotprojekten getestet – durch das eigenständige Einscannen von Produkten ist es so auch mit unseren Datenschutzbestimmungen vereinbar.

Saturn Express – der erste kassenfreie Elektronikmarkt Europas (Bild: MediaMarktSaturn Retail Group)

Saturn Express: kassenfrei in Innsbruck

Von März bis Ende Mai öffnete mit dem Innsbrucker Saturn Express der erste kassenfreie Elektronikmarkt in Europa. Das Pilotprojekt verzichtete komplett auf Kassen und ließ Kunden über eine App Barcodes auf Artikeln scannen und diese beim Verlassen des Stores mit Kreditkarte oder PayPal bezahlen. Der verhältnismäßig kleine Saturn-Markt hatte über 500 Besucher täglich. Der Elektronikmarkt verwies darauf, dass sich Mitarbeiter dank des neuen Store-Formats mehr Zeit für Kunden nehmen konnten. Nach dem Erfolg des Pilotprojekts kündigte Saturn an, die Entwicklung der kassenfreien Store-Konzepte weiter voranzutreiben und europaweit Test-Supermärkte zu eröffnen. Wie sich Amazon Go weiterentwickelt bleibt abzuwarten – Amazon plant aktuell die Einführung von sogenannten „Pick-Up-Stores“.

Bei Fragen rund um neue Retail-Konzepte könnt ihr Euch gerne auch an unsere PoS-ExpertInnen wenden.

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Comments (1)

[…] ein paar Wochen haben wir über die kassenlosen Bezahlsysteme von Amazon Go und Saturn Express berichtet. Parallel entwickelt sich aktuell noch eine weitere […]

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