Gibt man den Begriff „foodporn“ bei Google ein, erhält aktuell über 33 Millionen Treffer. Noch vor drei Jahren hätte der gleiche Suchbegriff wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte der Ergebnisse zu Tage gefördert. Mit der rasanten Verbreitung von visuellen Plattformen wie Instagram und Pinterest hat sich auch „foodporn“ etabliert. Wikipedia definiert foodporn schlicht und treffend als die glamorisierte, spektakuläre visuelle Präsentation und Inszenierung von Kochen und Essen. Während wir eine derartige Präsentation bereits seit Jahrzehnten aus Kochbüchern und Kochshows im Fernsehen gewohnt sind, handelt es sich hierbei jedoch eher um die Präsentation von Essen im Netz.
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Ablichten tun hier nicht mehr nur die Profis, sondern auch Amateure, die gerne Essen. Sei‘ es in der Dönerbude um die Ecke oder im Sterne-Restaurant: foodporn kann eigentlich überall entstehen. Der Internet-Gigant Buzzfeed hat letztes Jahr mit Tasty einen Überraschungs-Hit in den sozialen Medien gelandet, der ohne den Erfolg von foodporn, also der Inszenierung von Essen online, nicht denkbar gewesen wäre: auf der Facebook-Seite mit derzeit über 76 Millionen Likes, über die wir bereits berichtet haben, werden selbst gemachte, kurze Rezept-Videos veröffentlicht, die im Schnitt allein auf Facebook über 4-5 Millionen Aufrufe erhalten.
Da Kameras durch die Verbreitung von Smartphones heutzutage praktisch omnipräsent sind, können überall und zu jeder Zeit auch Fotos und Videos gemacht werden, die qualitativ relativ hochwertig sind. Vor allem auf Instagram ist #foodporn sehr beliebt: Unabhängige Accounts wie Foodstories, symmetry breakfast oder lumadeline haben zwischen 300.000 und 800.000 Abonnenten, einzelne Bilder bekommen im Schnitt 10.000 Likes. Die Betreiber vieler Accounts können inzwischen sogar von den Fotos leben, die sie dort im Auftrag von Marken veröffentlicht.
Auch auf die Inszenierung von Essen in Restaurant hat die Praxis, das eigene Essen abzulichten, direkte Auswirkungen: wie die New York Times bereits vor einiger Zeit berichtete, präsentieren Köche ihre Kreationen heute teilweise in einer Art, die maximal auf Fototauglichkeit ausgelegt ist. Einige kritisieren bereits, dass der Appetit dabei allmählich in den Hintergrund gerückt wird.
Was macht #foodporn aber so reizvoll für uns Nutzer? Und warum haben Bilder und Videos in diesem Zusammenhang einen derartigen Erfolg im Netz? Darauf lieferte Sascha Lobo vor Kurzem in seiner Kolumne für SPIEGEL ONLINE gute Antworten: nach seiner Meinung ist Essen „das perfekte, nonverbale (und damit internationale verständliche) Symbol zur Inszenierung der eigenen Persönlichkeit“. Außerdem funktioniert Essen im Netz „als Angelpunkt für den eigenen Lebensstil, zur Identifikation, als Ersatzreligion, als sozialer Kitt, als Überzeugungstat“.
Noch etwas mehr Inspiration gefällig? Auf Food Porn, #DEVOURPOWER, theboywhobakes, twohandsnyc, infatuation und cinderella_acahacah bekommt ihr foodporn bis zum Abwinken.