28. Januar 2016 | Dominique Facciorusso
ssen. Etwas so Alltägliches und deshalb vermeintlich Banales ist gleichzeitig eines der spannendsten Themen unserer Zeit und obendrein von großem Forschungsinteresse. Auf Konsumenten-seite steigt zunehmend das Bewusstsein über das, was auf unseren Tellern landet. Aspekte wie Nachhaltigkeit, Natürlichkeit, Transparenz und Vielfalt werden von verschiedenen Branchen immer stärker berücksichtigt. Auch von der Lebensmittelindustrie – man möchte es vielleicht nicht glauben, wenn man an Massen-tierhaltung und diverse Lebensmittelskandale der letzten Jahre denkt. Und doch gewinnt diese Entwicklung im Food-Bereich an Bedeutung!
Unsere Food-Expertin Dr. Mirjam Hauser (Senior Research Manager bei der GIM Suisse in Zürich) nahm vergangenen Freitag an einem längeren Deutschlandfunk-Interview zu den aktuellen Entwicklungen im Food-Sektor, aber auch Trends im Bereich von Konsumentenbedürfnissen teil (Link zum ganzen Interview findet Ihr hier).
Sie stellt unter anderem fest, dass die Lebensmittelindustrie durchaus um die vermeintlich bevorstehende Wende der Branche weiß, die von informierten und kritischen Konsumenten vorangetrieben wird. Bewegungen wie Slow Food, Bio und Urban-Farming oder der massive Trend zum Vegetarismus und Veganismus machen dies deutlich. Und so wundert es nicht, dass Veggie-Produkte mittlerweile in der Angebotspalette traditionsreicher Marken zu finden sind, die man sonst eher mit Wurst, Schinken oder Schnitzel assoziiert.
Dieser Wertewandel hin zu einem bewussten und kritischen Konsum lässt sich aktuell branchenübergreifend feststellen. Zudem zeichnet sich in westlich geprägten Märkten tendenziell eine gewisse Saturiertheit in Sachen Konsum ab, die mit einer kritischeren Haltung gegenüber dem Konsum sowie dem Bewusstsein bzgl. der eigenen CO2-Bilanz verbunden ist. Nicht nur im Food-Bereich, sondern auch in anderen Branchen haben es die Unternehmen mit informierteren und kritischeren Konsumenten zu tun.
Die Menschen wollen „gutes“ Essen, das von Anfang bis Ende authentisch, transparent und ursprünglich bleibt. Die Lebensmittelindustrie reagiert auf diese Bedürfnisse, indem sie die Konsumenten über die Herkunft, Herstellung, Verarbeitung und Zusammenstellung ihrer Produkte informiert. Bereits etablierte Lebensmittelhersteller geraten dadurch unter Druck, denn sie müssen Einblicke in ihre Herstellungsprozesse gewähren und dürfen zudem nicht in Verdacht geraten, dass entsprechende “Transparenzoffensiven” nur dazu dienen, das Image aufzupolieren (Stichwort “Greenwashing” im Kontext von Nachhaltigkeitsthemen).
Die Gastronomie reagiert ebenfalls – wenn auch im Moment noch zaghaft. Gästen werden zum Beispiel die “Geschichte” hinter den Speisen und Angeboten erzählt: Woher kommen die Lebensmittel? Wie werden sie hergestellt und unter welchen Bedingungen? Bestehen vielleicht persönliche Bekanntschaften zwischen Restaurant-Besitzern und ihren Köchen – und den Bauern, die einige Schritte zuvor das Fleisch oder das Gemüse in den Kreislauf “eingespeist” haben, der auf dem Teller endet?
Unbestritten ist, dass Hersteller und Verarbeiter von Speisen generell stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. Auch in der klassischen Fast-Food-Branche orientiert man sich an neuen Standards: Über das Angebot qualitativ hochwertigerer Zutaten versucht man vermehrt aus der “ungesunden Ecke”, in der man nun einmal wegen des Angebots zu stecken scheint, heraus zu kommen (aktuelles Beispiel aus den USA: Chipotle – die gerade den FF-Markt überm Teich aufmischen: https://www.chipotle.com)
Neben der Gastronomie reagiert auch der Handel auf die veränderten Konsumbedürfnisse: Neben den ready-to-eat Menüs, die nur noch aufgewärmt werden müssen, werden auch ready-to-cook Gerichte immer öfter angeboten.
Auch wenn das Wissen über “gutes” Essen an sich verfügbar ist, so muss sich der Konsument bislang selbst zum Gastrosophen bzw. Experten machen, was für viele mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist. Hier kann die Lebensmittelbranche noch einiges tun: Um die Kaufentscheidung für den Kunden zu erleichtern, muss der Konsument noch umfassender informiert und das Angebot noch stärker auf eine umfassend gute Ernährung ausgerichtet werden.
Soweit die Essenz der Kommentare unserer Kollegin Mirjam zu diesen wirklich spannenden Themen. Hier noch der Link zu ihrer Homepage mit weiteren Links zu spannenden Medienbeiträgen und Publikationen .