In der vergangenen Woche haben wir Teil 1 des Interviews mit unserem “Freund” Florian Allgayer, freier Journalist und Kommunikationsberater mit Sitz in München, veröffentlicht.
Hier nun Teil 2 des Gesprächs. Viel Spaß!
Was war denn Deine spannendste Story – falls Du das überhaupt so sagen kannst…
Es gab so viele unterschiedliche und überraschende Erlebnisse und Storys im Laufe der letzten Jahre, dass es schwer fällt, da etwas hervorzuheben. Zu den spannendsten und „interaktivsten“ Projekten zählen aber mit Sicherheit die beiden Zielgruppenstudien, die ich, damals als freier Redakteur für die Zeitschrift media&marketing bzw. W&V Media, in Zusammenarbeit mit der GIM begleiten durfte.
Ah, Vorsicht, nicht zu viel Werbung für uns – das kommt gar nicht gut an 🙂
Wenn’s aber doch stimmt…Eine der Zielgruppenstudien beleuchtete zwölf Konsumentenzielgruppen, die aufgrund ihres unterschiedlichen Trendverhaltens ihren jeweils eigenen Beitrag für die Entstehung und Ausbreitung von Marken- und Medientrends leisten („Zielgruppen-Galaxie“). Die andere GIM-Studie befasste sich mit den vielfältigen Facetten interkultureller Zielgruppen in Deutschland.
Okay, nochmal fürs Protokoll: Das war NICHT abgesprochen! Gab’ es denn Interviewpartner oder Situationen, an die Du Dich besonders erinnerst? Wenn ja, warum?
Besonders stolz war ich auf meine erste Titelgeschichte in W&V 1999. Ein Thema über politische Kommunikation, mit einem Interview mit Professor Miriam Meckel. Das war die Zeit, als der damalige Bundeskanzler Schröder in „Wetten, dass …“ auftrat und sich in Brioni-Anzügen ablichten ließ. Das Ganze war eigentlich als kleinere Geschichte geplant, aber die damalige W&V-Chefredaktion fand meinen Artikel und das Interview wohl so toll, dass sie es zur Coverstory machten. Das war gewissermaßen mein journalistischer Ritterschlag in der Marketing- und Kommunikationsbranche.
Und Frau Meckel legte dann ja auch eine ähnlich bewegte Karriere hin, wie Du 🙂 Wie haben wir uns eigentlich kennen gelernt – wie kam der Kontakt zur GIM zustande?
Ich hatte Anfang der Nullerjahre gemeinsam mit Kollegen zwei Zielgruppenserien für media&marketing durchgeführt, und zwar mit Sinus und TNS Infratest/Semiometrie. Für eine neue Serie recherchierte ich nach möglichen weiteren Forschungsansätzen, und dabei führte ich auch ein langes Gespräch mit GIM-Geschäftsführer Wilhelm Kampik – und dann war auch schon klar, dass wir gemeinsam diese Zielgruppenstudie durchführen würden.
Das war dann die „Zielgruppengalaxie“…Und was hast Du im Rahmen unserer Kooperation alles schon gemacht für, bzw. mit uns…?
Ich war in einer sehr frühen Phase bei der Entwicklung des Zielgruppen-Marken-Modells GIM ICU™ Integrated Consumer Understanding involviert, ebenso beim GIM-Markenrelaunch 2011. Daneben sind es Forschungsprojekte und Forschungsthemen, die ich kommunikativ begleite – etwa wenn es darum geht, Themen für ein breiteres Fachpublikum verständlich aufzubereiten.
Wie nimmst Du die GIM wahr?
Die GIM steht aus meiner Sicht für außergewöhnliche, innovative Forschungsansätze, für Genauigkeit, für hohe Differenziertheit und für spannende Insights zu Märkten und Trends. Außergewöhnlich bei der GIM finde ich übrigens auch das hohe Maß an Selbstreflexion, Stichwort „GIM Camp“.
Das hören wir natürlich gerne. Und jetzt noch ein kritisches Wort über uns – immerhin bist Du als Journalist ja der Ausgewogenheit verpflichtet 🙂
Es gibt nach meiner Beobachtung bei der GIM die Tendenz, dass Themen zu ausführlich und zu breit diskutiert werden, so dass man als anwesender Meta-Mensch sagen möchte: bitte jetzt mal auf den Punkt kommen. Wenn es da euch Forschern gelingen würde, manchmal über euren Schatten zu springen und zumindest für die Kommunikation von Forschungsthemen mehr Mut zu „verkürzten“ und plakativen Aussagen zu haben, wäre das für die Außendarstellung sicher hilfreich.
Das nehme ich gerne mit – betrifft ja nicht zuletzt auch direkt das, was ich tue! Und was macht der „private Florian“? Wie kommst Du runter von anstrengenden Projekten und den notorischen „Redaktionsschlüssen“, die Dein Tun ja maßgeblich prägen…?Musik ist ein ganz wichtiges Thema in meinem Leben. Meine Hauptinstrumente sind die Gitarre – Akustikgitarre und E-Gitarre – und meine Stimme; ich habe ein kleines Soloprogramm aus Blues-, Rock- und Folk-Songs, die ich gerne überraschenderweise auch mal mit einem deutschen Volkslied ergänze. Aber bei uns wird auch gerne ganz bildungsbürgerlich-traditionell Hausmusik gemacht, meine Frau spielt hervorragend Klavier, ich versuche mich seit meinem siebten Lebensjahr an der klassischen Geige.
Krass – dass Du gut Gitarre spielst weiß ich ja seit unserer cover version von „Wish you were here“ beim GIM Camp 2011. Aber das…hätte vielleicht für ne zweite Karriere gereicht?
Na ja, das wäre vielleicht doch etwas eng geworden. Und es gibt ja neben der Musik noch andere schöne Dinge. Zum Beispiel liebe ich gutes Essen und guten Wein – und Reisen, bei denen sich neue Eindrücke und Bilder mit kulinarischen Erlebnissen verknüpfen lassen! Und besonders gut runterkommen nach anstrengenden Phasen kann ich, wenn ich mich einfach hinsetze und in die Landschaft schaue … „ein Loch in die Luft gucken“, wie man bei uns in Pirmasens immer gesagt hat. Das ist maximale Erholung und übrigens sehr kreativitätsfördernd.
Sonstige Hobbies außer Musik?
Reisen ist für mich und meine Familie sehr wichtig – wobei für mich ein Urlaub umso erholsamer ist, je mehr neue und verschiedenartige Eindrücke ich erlebe. Wichtig ist die Kombination aus Kultur und kulinarischem Genuss 🙂 Meine Frau ist übrigens die perfekte Reisemanagerin, insofern ist eigentlich jede Reise ein einzigartiges Erlebnis. Wir fahren gerne auch mal weit weg, aber gerade das alte kulturelle Europa – insbesondere Frankreich – hat es uns angetan.
Voilà – das geht mir auch so! Ortswechsel: Was magst Du an München und was nervt Dich?
Wie schon gesagt: München ist eine wirklich vielfältige Großstadt mit einer oft fast südländischen Atmosphäre. München hat den Viktualienmarkt. München hat ein sensationelles kulturelles Angebot – man denke an das Residenztheater, wo ich schon einige ungewöhnliche Inszenierungen gesehen habe, oder an das Münchner Kammer-Orchester, meiner Meinung nach eines der erfrischendsten und innovativsten Orchester. Jedes Konzert des MKO ist ein Highlight. Ja, aber München kann natürlich auch nerven, zum Beispiel wenn mal wieder zu viele Menschen an einem Ort sind.
Ganz zum Schluss noch drei kurze persönliche Fragen mit der Bitte um ebenso kurze Antworten. Was macht Dich rasend?
Eigentlich nichts, aber entsetzt kann ich sein von: Dummheit in Machtposition und genervt von: Aktionismus.
Was macht Dich traurig?
Schwierige Frage … natürlich ziemlich viele aktuelle Nachrichtenthemen. Ein Thema beschäftigt mich daneben aber immer auch: das Verschwinden von Muse aus dem Alltag … schon bei Schulkindern ist alles so durchgetaktet und auf Effizienz und Ergebnis ausgerichtet. Wie aber können bei null Freiheitsgraden irgendwelche schräge, kreative Sachen entstehen? Wir brauchen mehr Inspiration durch Muse!
Was macht Dich glücklich?
Nur ein Beispiel: Sommer um 18:53 Uhr, immer noch 28 Grad warm, ich sitze mit meiner Frau, meinen Kindern, mit Freunden auf der Terrasse im Café eines Waldbades, die frühabendliche Sonne strahlt durch die hohen, alten Bäume, das Smartphone ist ausgeschaltet, und die einzige Entscheidung, die ich treffen muss, ist die, ob ich jetzt nochmal ins Wasser gehe oder nicht.
Wenn das kein Ausblick auf das Ende des Winters ist 🙂
Lieber Florian, ganz herzlichen Dank für diese Einblicke in Deinen Job und Dein Privatleben. Und beim nächsten GIM Camp weißt Du, was ansteht: bildungsbürgerlich-traditionelle Hausmusik – ich freue mich jetzt schon auf den Youtube upload 🙂
Ich werde vorbereitet sein 🙂
Und hier sind Links zu einigen (von sehr vielen) Publikationen von Florian:
– Universum Radio
– Zielgruppenkompass 2013
– Trimediale Vernetzung
– Geschärfte Wahrnehmung