21. November 2019 | Fabian Oppel
ächste Woche geht die Adventszeit los – Startschuss für eine der umsatzstärksten Zeiten für die Spielwarenbranche. Dabei fällt unter anderem ein Trend auf: Spiele werden digitaler und technischer. In diesem Post beleuchten wir einige der neuen Entwicklungen und Innovationen.
Auch in einigen Spielwaren: Platinen. Bild: Umberto/unsplash.
Analog oder Digital – was wird heute gespielt?
Natürlich gibt es komplett digitale Spiele – Stichwort Games an PCs und Konsolen – und komplett analoge Spiele wie „Mensch Ärgere Dich nicht!“. „Es gibt aber auch ein ganzes Spektrum dazwischen, von ein bisschen digital und viel analog bis hin zu viel digital und ganz wenig analog“, weiß GIM Senior Research Director Kurt Imminger aus seiner Spielwaren-Forschung. Beispielsweise analoge Bilderbücher, die mit einem Touchpen erweitert sind, mit dem Informationen digital angefordert werden können (so zum Beispiel das Ravensburger Spiel „Tiptoi“). Umgekehrt gibt es auch Konsolen-Games, die mit physischen, ganz analogen Spielfiguren erweitert werden können, wie beim Spiel „Skylands“.
Monopoly: Analoger Spiele-Klassiker in der digitalen Zeit
Auch Spiele-Klassiker wie Monopoly werden digital weiterentwickelt. Die Original-Version aus den 1930er Jahren kommt natürlich ganz ohne Elektronik aus. Inzwischen sind allerdings unzählige Versionen und Abwandlungen des Spiels auf dem Markt, darunter bspw. die aktuelle „Monopoly Banking Ultra“-Edition. Hier gibt es kein Bargeld, sondern Kreditkarten für jeden Spieler. Ein kleiner Kartenautomat übernimmt alle Transaktionen und speichert den Kontostand der Kontrahenten. Die erste Version von „Monopoly Banking“ wurde bereits vor Jahren veröffentlicht und seitdem mehrfach weiterentwickelt. Eine andere „Monopoly Banking“-Version kommt mit einer „Alexa“-ähnlichen Voice-Control zurecht, die per Sprachbefehl unter anderem die Guthaben der Spieler verwaltet und so auch keine Kreditkarten benötigt.
Packung und Inhalt von Monopoly Banking Ultra: Kreditkarten und Lesegerät statt Bargeld. Bild: Hasbro.
LEGO: Digitale Erweiterungen der Spielsteine
Zwei tiefergehende Digital-Entwicklungen seiner ursprünglich analogen Bausteine stellt LEGO vor: In der Themenwelt „Hidden Side“ versammelt der dänische Baustein-Riese verschiedene Sets, die über Augmented Reality zusätzliche Spiele am Smartphone ermöglichen. Gruselige Grund-Sets wie ein „geheimnisvoller Friedhof“ oder ein „Geisterlabor“ ermöglichen am Smartphone dann unter anderem eine digitale Geisterjagd um das gesamte Baustein-Gebäude herum.
Eine andere Möglichkeit, LEGO mit dem Handy zu verbinden, findet sich bei der Reihe „Powered Up“. Hier lassen sich verschiedene Modelle per Smartphone digital fernsteuern und bieten auch die Möglichkeit, einfachere Funktionen selbst zu programmieren. Dabei können die Motor-Komponenten auch nach eigenem Gusto verbaut und eingesetzt werden.
Wie analog sind aktuelle Trends in der Spielwarenbranche? Headerbild: Terry Vlisidis/unsplash
Digital konzipierte Spielwaren: Escape Games & Co.
Längst gibt es aber auch schon Spiele, bei denen Digitalität zum integralen Bestandteil geworden ist. Beispielsweise die Escape Game-Reihe „Unlock!“: sie kommt gar nicht ohne die dazugehörige Smartphone- oder Tablet-App aus. Die Spiele kann man am ehesten als Schnitzeljagd am Spieletisch beschreiben. Es geht darum, dass Mitspieler mit bestimmten Hinweisen in einer fiktiven Welt gemeinsam zur Lösung eines Rätsels hinarbeiten. Dabei ist die kostenlose App eine Art zentrales Werkzeug, das die Zeit stoppt, die Kombination verschiedener Hinweise ermöglicht und im Zweifelsfall auch Hilfestellung geben kann.
2019 wurden auf der Spielwarenmesse verschiedene auch primär digital geprägte Produkte mit einem ToyAward ausgezeichnet. So beispielsweise das Quizspiel „kNOW!“ in der Kategorie „Teenager & Adult“, das per Smarthome- bzw. Google-Verbindung gespielt wird und so auch tagesaktuelle Fragen in den Spielablauf integriert. In der Kategorie „Startup“ zeichnete die Jury den „Mabot“ aus – ein kleiner Roboter, der in Einzelteilen ausgeliefert und per App gesteuert wird. Mit einer zweiten App kann der Roboter auch programmiert werden. Damit sollen Kinder spielerisch an Software und Elektronik geführt werden.
Gewinner des ToyAwards 2019 in der Kategorie Startup: der Mabot von Shenzhen Bell Creative Science and Education.
Fazit
Es zeigt sich, dass immer mehr digitale Spiele oder digitalisierte Varianten von analogen Spielen auf dem Spielwarenmarkt zu finden sind – ein Trend, der sich sicherlich noch weiterentwickeln wird. „Es wird heute mehr gespielt als früher“, erklärt Kurt. „Die Spiele-Touchpoints der KonsumentInnen nehmen zu, gleichzeitig nimmt das ganz analoge, klassische Spielen aber ab, weil sich dafür meist weniger Gelegenheiten bieten“. Dafür wird häufiger „zwischendurch“ auf dem Smartphone gespielt – und das bei weitem nicht nur von Kindern und Jugendlichen.
Einer unserer Experten für die Spielwarenindustrie:
Senior Research Director Kurt Imminger
(k.imminger@g-i-m.com)
Headerbild: Terry Vlisidis/unsplash
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