Darum isst China! GIM Food-Monitor Fern-Ost

04. September 2019 | Fabian Oppel

In der vergangenen Woche gab es ein kalendarisch-kulinarisches Kuriosum: Der Welt-Tofu-Tag (immer der 25. August) und der Welt-Rohkost-Tag (der letzte Sonntag im August) fielen auf ein und dasselbe Datum. Das ist quasi die totale Sonnenfinsternis der Welt-Essens-Tage. Die nehmen wir gerne als Steilvorlage, um uns im Radar endlich mal wieder einer der schönsten Sache der Welt anzunehmen: Dem Essen!

Unsere KollegInnen aus dem Food Research haben in ihrer Studienreihe “Darum isst..” was neues serviert und sich mal die Esskultur in China genauer angesehen. Bisher hatten sie  Deutschland, und die Schweiz untersucht. Für den Food Monitor China haben sie nunmehr 2.000 Chinesinnen und Chinesen aus Tier 1-3-Städten zu ihren Essgewohnheiten und -Einstellungen befragt. Herausgekommen sind repräsentative Ergebnisse über die hochgerechnet 52 Milliarden chinesischen Mahlzeiten jede Woche.

52 Milliarden Mahlzeiten werden in China verspeist. Woche für Woche.
Wie wird gegessen?

Beim Essen geht es in China, wie anderswo auch, nicht immer nur darum, seinen Hunger zu befriedigen. Ein zentrales Essens-Motiv ist vielmehr das Ziel, körperlich fit zu bleiben. Auch die Ernährung mit saisonalen Lebensmitteln sowie Essen zum Stressabbau bzw. zum Aufbessern der eigenen Stimmung sind wichtig. „Darum isst China“ identifiziert insgesamt neun verschiedene Ess-Situationen: Es gibt das gemeinsame sowie das schnelle Alltagsessen, die gesunde Stärkung, den gemeinsamen Genuss sowie die gemeinsame Auszeit, die Me-Time, die Suche nach Abwechslung, den kleinen Sattmacher und den kleinen Heißhunger. Drei der Typen machen dabei 48% der Situationen aus – und die probieren wir jetzt mal aus 🙂

Welche Situationen sind die häufigsten?

Erstens: Die Suche nach Abwechslung bestimmt 18% aller Mahlzeiten. Hier geht es darum, eigene Routinen zu unterbrechen. Zum einen die täglichen Ess-Routinen – was Chinesen gerne mit besonders exotischen Speisen tun.  Zum anderen der Bruch und die Aufwertung des Alltagshandelns durch Essen. Passenderweise finden diese Mahlzeiten während der Mittagsstunden gehäuft statt. Es geht dabei nicht primär darum, den Magen zu füllen, sondern um den Zeitvertreib durch das Kochen bzw. Essen. Hier ist die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren, auch besonders hoch.

GIM Studien-Daten zur “Suche nach Abwechslung”. Grafik: GIM

Zweitens: Der kleine Heißhunger bestimmt 15% der Ess-Situationen. Hauptsächlich am Nachmittag sowie am Abend empfunden, geht es bei ihm um den Genuss. Man möchte etwas essen, weil es besonders gut schmeckt und man spontan Lust darauf hat – gern auch nebenher und unabhängig vom eigentlichen Hungergefühl. Man gibt seinen Gelüsten nach und probiert dabei meist nichts Neues aus. Bedeutsam ist hier eher die gemütliche Auszeit und die Selbstbelohnung, die durch den Snack eintritt. Fun Fact: Meist gibt man dem kleinen Heißhunger bei sich zu Hause auf der Couch nach. Verzehrt werden dann Gerichte wie Chips, Nüsse, Eis, Trockenfleisch oder -fisch, Säfte oder andere Snacks.

Die Studiendaten zum “Kleinen Heißhunger”. Grafik: GIM

Auch der gemeinsame Genuss macht 15% der Mahlzeiten aus. Es geht hier darum, sich Zeit zum Selbstkochen oder Essengehen zu nehmen. Genuss und Selbstverwöhnung sowie Gemeinsamkeit und Ruhe stehen im Mittelpunkt. Bewusst wird eine Mahlzeit geplant, um etwas besonders schönes oder Gutes zu essen. Meist kocht man gemeinsam oder geht zusammen essen, hauptsächlich mit dem Partner, der Familie oder Freunden. Dabei lässt man den Alltag hinter sich. Meist wird dieser Typ von Mahlzeiten am frühen Abend verzehrt. Auf dem Speiseplan stehen dann frische, nicht verarbeitete Lebensmittel, die raffiniert zubereitet werden.

Die Studiendaten zum “Gemeinsamen Genuss”. Grafik: GIM
Welche Lebensmittel stehen im Zentrum?

Die Studie fragt die Teilnehmer darüber hinaus auch über sechs Eigenschaften von Lebensmitteln ab: Qualität, Marke, Saison, Herkunft, Preis und Umwelt. Auffällig: Alle Eigenschaften sind den chinesischen Verbrauchern wichtig – der Preis spielt jedoch im Vergleich zu uns hier eine eher untergeordnete Rolle.

Jeweils deutlich mehr als die Hälfte der Befragten legen Wert auf frische und kontrollierte Lebensmittel, geben gern Geld für exquisite Markenlebensmittel aus, kaufen bevorzugt Regionales ein und verarbeiten umwelt- und tierfreundliche Produkte. Diese Ansprüche an die Lebensmittel sind die Chinesen aber auch bereit zu bezahlen: 28% der Befragten schätzten sich als preisbewusste Einkäufer ein und 23% kauften hauptsächlich Sonderangebote.

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